„… uuuund weissu wash? D‑der …“ Ich rülpste lautstark, als ich aus der Schenke taumelte. „… beeschissener … Wellengang mal wieder …“, meinte ich zu meinem imaginären Kumpel, denn entgegen meiner Überzeugung war mir niemand aus dem Inneren gefolgt. Nein, ganz im Gegenteil, in der Schenke ging es mittlerweile erst richtig hoch her; grölendes Gelächter und derbe Sprüche wehten auf die Straße – oder besser gesagt den aufgeweichten Trampelpfad vor dem Haus heraus, zusammen mit einer Welle übler Gerüche. Kohleintopf machte sich nicht gut, wenn man ihn mit einem halben Fass billigem Fusel mischte, und dann auch noch dieser eklige Gestank nach Schweinescheiße … „Ich w… wundere mich eeeernshthafs, dassh die dash Dr-reckshloch noch nish ssujegmacht haben!“, ließ ich verlauten, während ich mich an der nächsten Straßenlaterne gerade noch abfing. Scheiße, ich konnte mich gerade irgendwie nicht mehr daran erinnern, wie ich überhaupt auf das Schiff gekommen war. Geschweige denn, wann dieser üble Seegang aufgekommen war, man konnte sich ja kaum auf den Beinen halten! Und immer diese Schwerkraft, die einem dazwischen funkte, wenn man einfach nur mal eben von A nach B wollte! „V‑vom …“ Diesmal hielt ich mir den mit Dreck verschmierten Arm vor den Mund, als ich lauthals rülpste und dann in einen donnernden Schluckauf verfiel. Ich besaß schließlich Manieren! „… B‑bug ssum … Heck“, nickte ich wild und umarmte einen Moment später innig meinen imaginären Freund, die … Pferdetränke.
Hoppala, da war ich wohl doch noch über meine eigenen Füße gestolpert, hatte dabei ja aber doch ein, ahm … herabhängendes Segel, jawohl, also ein Segel erwischt, nur dass das Mistding irgendwie viel zu schnell nachgab. Verdammt, außerdem stank es sogar an der frischen Seeluft erbärmlich! „Sscheiße. W‑wie reine Kacke.“ Obwohl … Halt! Langsam hob ich den Blick, schickte ihn über ein Paar eigentlich doch äußerst dufte Beine, einen schlanken Körper und … Moment mal. Das musste jetzt wirklich Einbildung sein. Auf einem Schiff gab es nichts, was so köstlich nach Weibchen roch, nicht einmal die Huren, denn die stanken genauso erbärmlich wie der Kohleintopf, gemischt mit ranziger Muschi, was in etwa der Schweinescheiße gleichkam. Ich steckte den Kopf kurzerhand ins eiskalte Wasser; was mir unvermittelt den Schock fürs Leben verpasste, so dass ich nur Momente später prustend wieder auftauchte und mich schüttelte wie ein nasser Hund. „Oh.“ Schnell kämpfte ich mich zurück auf die Beine, als ich verschwommen feststellte, dass das Weibchen sich immer noch nicht in Luft aufgelöst hatte, und dass ich es gerade so richtig erfrischend und wohltätig meinen feinen, total überstrapazierten Geruchssinn streichelnd fand. Jetzt wo der Gestank nach Schweinedreck ein wenig nachgelassen hatte, umrundete ich sie schwankend, ein breites Grinsen auf den Lippen, wobei ich es sehr schade fand, unter der Kapuze kein Gesicht erkennen zu können. „W‑wash me-eine …“ Mein Schluckauf war jetzt noch wilder geworden, so dass mich das Hicksen bei beinah jeder Silbe unterbrach und ich dabei wieder bedenklich ins Wanken geriet. „… hi-hin-reißhen-den, fass-assinie-ren… den … A‑Augen nicht W‑wundersh-shamesh … er-blicken!“ Poesie war immer schon mein Steckenpferd gewesen. Und meine tiefblauen Augen waren wirklich faszinierend. Man konnte in ihnen ertrinken. Oh ja. Und wenn ich sie ganz groß machte und ganz treuherzig guckte, dann … dann … hatte ich quasi schon gewonnen! Ich hatte es eben einfach drauf, die Frauen lagen mir zu Füßen! Alle! „Oh ho-holde … M‑Maid … sho blei-ibt doch … sh-shteh’n!“ Schon griff ich nach ihrem Arm, als sie sich abwandte und fortgehen wollte, wobei ich etwas zu spät merkte, dass die schnelle Bewegung mich praktisch von den Füßen riss und … ich mit beinah meinem vollem Gewicht gegen — oder besser gesagt auf die junge Dame stürzte.
[Geryon trifft Ariel; nach einem feuchtfröhlichen Abgang aus der Dorfschenke und einer kurzen, aber innigen Bekanntschaft mit einem Haufen Schweine-Exkremente. *16./17.11.2015]